5.000 Meter über Null
Rückblicke

5.000 Meter über Null

Rückblick: November 2012

November 2012: drei Wochen Ecuador Aktiv-Reise. Intensive Eindrücke, die ich wohl niemals vergessen werde. Dieses kleine und doch so unglaublich vielseitige Anden-Land hat es in sich. Und auch wenn meine Reise bereits 10 Jahre zurück liegt, fühlen sich manche Erinne­rungen noch so genauso lebendig an wie damals.

Daher dürfen diese Erlebnisse hier in meinem "Geschichten" nicht fehlen.

Backpacking 3.0

Die erste Heraus­for­derung, vor der ich stand: Wie bekomme ich 3 Wochen Klamotten für so unglaublich viele und verschiedene Aktivitäten in meinen Rucksack? Mountain­biking, Rafting + Canopy, City-Sightseeing, Regenwald-Übernach­tungen, Trekking bis an die Schnee­grenze, Wellen­reiten im Pazific.

Ich bereitete mich also vor auf Tempe­ra­turen von 0 bis 36 Grad, Moskitos und lange Wanderungen. Was mir unbedingt empfohlen wurde:  Vulkan­ge­stein-taugliche Schuhe (der Untergrund dort ist so scharf­kantig, dass man sich sämtliche einfache Sohlen einfach durch­schneiden würde).

Irgendwie passte es dann 👍 Meine dicken (und neu erstandenen) Bergsteiger-Stiefel hatte ich entweder an oder sie baumelten am Rucksack. Wer mich kennt, der weiß: für meine ständig heißen Füße sind geschlossene Stiefel die Hölle und werden nur in unbedingt erfor­der­lichen "Not-Situationen" getragen. Also schleppte ich die Stiefel die meiste Zeit mit mir herum.

Ecuador = Äquator

Ecuador liegt am Äquator. Und angeblich gibt es auf diesem nullten Breitengrad ganz merkwürdige Phänomene. Zum Beispiel kann man nicht balancieren... 

Wir haben es ausprobiert 😊


2.000 Höhenmeter am Stück Downhill

Wo gibts denn so was?! 2.000 Meter am Stück downhill fahren.. Geil 😊 Also nicht als Strecke sondern in der Höhe! Unfassbar. 

Zum Glück wurden wir mit einem Truck hoch gefahren. Denn bergauf radeln ist in diesen Höhen echt kein Spaß. Für mich Ausdauer-Pfeife eh nicht... aber auch für trainierte Bergfahrer dürfte der Anstieg von 1.500 auf 3.500 Meter eine gewisse Heraus­for­derung sein.

Wie auch immer: Der Truck hielt und wir bekamen alle ein Rad, Mountain­bikes nach ecuado­ri­a­ni­schem Standard (schreibt man das so?). Heißt: ziemlich in die Jahre gekommen, kaum gefedert und mit Bremsen ausge­stattet, die man kaum bewegen konnte. Über die Helme sprechen wir besser nicht. Ich war froh dass ich einen mit Kinngurt abbekommen habe 🙈

Und los ging es. Auf eine nasse Schot­ter­piste. Enge und steile Serpentinen mit Matsch, Pfützen und entge­gen­kom­menden LKWs. Huh... aber die hupten für gewöhnlich vor den Kurven - das versicherte uns zumindest der Guide ;-) - So dass wir bei ausblei­benden Warnge­räu­schen unsere Räder laufen lassen und die beste Linie um die Kurven nehmen konnten. Bremsen war eh auf Dauer gar nicht möglich... da viel zu anstrengend. Also Kette rechts und los!

Yeehaw - Was für ein Spaß!

Einmal mussten wir dann aber doch mal bergauf fahren, ca. 200 Höhenmeter. Und das ist auf 2.500m so gar kein Spaß. Aber kurz verschnauft und dann ging es ja schon wieder bergab. 

Die ganze Tour dauerte an die vier Stunden, mit einer kurzen Pause, zum Trinken und Finger strecken 😉 Wahnsinn! Vor allem wie sehr sich die Landschaft dabei um uns herum änderte. Wir haben wohl drei Klimazonen durchfahren! 

Und auch wenn wir am Nachmittag fix und fertig in Mindo ankamen... dieses Dauer­grinsen im Gesicht ging den ganzen Abend nicht mehr weg.


5.000 Meter über Null

Ich bin ja nicht so der Bergsteiger. Und eigentlich verstehe ich bis heute nicht, wie ich dazu  kam, mich zu einer Trekkin­greise in den Anden anzumelden 😅

Ich kannte die Berge bis dahin nur vom Skifahren und da bin ich ein großer Fan von Gondeln und Liften. Inzwischen habe ich tatsächlich auch das Touren-Gehen für mich entdeckt. Aber wenn ich ehrlich bin, dann quäle ich mich da nur hinauf, weil ich mich auf die geile Powder-Abfahrt freue, die man mit einem Lift eben nicht erreichen würde. Damals war mir das bergauf laufen eher fern.

Aber nun war ich auf einer Wanderreise. Noch dazu in großer Höhe, die wir Europäer nicht wirklich gewohnt sind. Bereits die ersten Tage in Quito waren sehr heraus­for­dernd. Die Hauptstadt Ecuadors liegt in einem 2.850 Meter hohen Becken.

Da kommt man schon bei wenigen Stufen krass aus der Puste! Und nachts fällt das Schlafen schwer, weil das Herz ca. 20% schneller schlägt, um den geringeren Sauer­stoff­gehalt in der Luft auszu­gleichen.

Daran gewöhnt sich der Körper in der Regel nach zwei bis drei Wochen. Soviel Zeit hatten wir natürlich nicht. Also mussten wir bei der Akkli­ma­ti­sierung etwas nachhelfen.

Wir starteten damit, Quitos Hausberg zu erklimmen. Erst fährt man mit einer Seilbahn auf 4.000m hoch und dann kann man noch einmal 300 oder 400 Höhenmeter aufsteigen.

Was soll ich sagen: mir war nach einer halben Stunde kotzübel und schwindelig. Und ich sah meine Karriere als Anden-Trekkerin als frühzeitig beendet an. Zum Glück gab es Pferde, die uns zur Seilbahn­station zurück­bringen konnten 👍

Interessant war dann, dass die Übelekiet sofort verschwand, als wir wieder unter 4.000 Meter waren.


Aber ich gab noch nicht auf. Nach insgesamt 5 Tagen in der Höhe und einigen kleineren Vorbe­rei­tungs-Wanderungen fuhren wir dann zu unserer Gipfeltour in den Cotopaxi Natio­nalpark.

Der Rumiñahui hat drei Gipfel und unser Ziel war der mittlere. Wir übernach­teten in einer rustikalen Bergstei­ger­hütte in einem Schlafsaal. Wobei schlafen etwas übertrieben ist, unser Wecker klingelte um 3:30. Um 4:30 starteten wir nach kurzem Frühstück die Fahrt zu unserem Startpunkt. Um kurz nach 5:00 ging es dann los. Bei bestem Sonnen­schein und einem überra­genden Blick auf den Cotopaxi (das as ist dieser wunder­schöne schnee­be­deckte Postkarten-Vulkan).

Das Wetter in den Anden am Äquator ist meist nur bis mittags klar und beständig. Dann kommen zunehmend Wolken und das bedeutet für diese Höhe dichter Nebel und viel Wind.

Unser Plan war es, bis 9:30 am Gipfel zu sein, damit wir rechtzeitig den Rückweg antreten konnten. Das heißt, wir hatten gut 4 Stunden Zeit für 800 Höhenmeter, zum Teil durch tiefen Lawasand.

Irgendwann nach 2 Stunden hatte ich meinen Lauf- und Atem-Rythmus gefunden (so eine Art Hyper­ven­ti­lation im Takt zu super kurzen Schritten), in dem ich dann wunderbar bis zum Gipfel marschierte. Und das war wirklich atembe­raubend.

Der Ausblick war aufgrund des Wetters zwar bereits etwas eingetrübt, aber dieses Gipfel-Gefühl: unbezahlbar! 😍


Meerschweinchen am Spieß

Fremde Länder, fremde Sitten: Für die meisten Andenvölker sind Meerschweinchen eine Delikatesse. Sie werden als Haus- und Nutztiere gehalten und sind eine wahre Delikatesse, die es am Straßenrand zu kaufen gibt.

Das wollten wir natürlich mal kosten und haben uns einen "vertrau­ens­wür­digen" Laden am Straßenrand gesucht, der die Spezialität serviert hat. Und das war richtig lecker! Helles Fleisch, so ein bisschen was zwischen Kaninchen und Huhn.


Faszination Amazonas

Der Amazonas-Regenwald übt seit meiner Kindheit eine große Faszination auf mich aus. Allerdings auch gewissen Respekt. Das liegt wohl an meinem ersten "Erwachsenen-Buch", das ich so mit 11 oder 12 Jahren gelesen hatte: Kolibris und Krokodile. Ein Abenteuer-Bericht aus den Wäldern des Amazonas. Damals noch so ganz ohne Malaria-Prophylaxe und GPS nicht ganz ungefährlich...

Unsere Ecuador-Reise führte uns nach 8 Tagen in der Höhe nun in die Amazonas-Ebene an den Rio Napo (einer der größten Nebenflüsse des Amazonas). Dort waren wir zwei Tage zu Besuch bei einem Stamm der Kichwa. Eine urige Lodge mitten im Wald ohne Strom. Wir haben gemeinsam ein typisches Floß gebaut, im Fluss gebadet, nach Gold geschürft, Pfeile mit einem Pusterohr geschossen (also es versucht) und eine regenreiche Wanderung zu einer Auffang­station für Wildtiere gemacht.

Und das war genauso beschwerlich wie faszi­nierend: diese unglaub­lichen Geräusche und Farben des Dschungels, die man sieht und hört, wenn man so abseits jeglicher Zivili­sation ist. Aber auch Scharen von fiesen Moskitos, Klamotten, die nur trocknen, wenn man sie anzieht, und geliehene Gummi­s­tiefel für den tiefen Morast 🙈.

Cool waren auch die frechen Kapuziner-Affen, die nur darauf warteten, unsere Klamotten zu klauen, als wir sie zum Trocknen vergeblich kurz aufgehangen hatten 😅.


Das mit dem Spanisch übe ich noch mal...

Im tropischen Guayaquil endete dann schließlich unsere Gruppen­reise. Ich hatte meinen Rückflug extra erst 6 Tage später gebucht, weil ich unbedingt noch einmal an die Pazifik Küste zum Surfen wollte. Finally. Davon träumte ich bereits seit meiner Jugend, als ich die Beach Boys hoch und runter hörte 🏄‍♀️

Zwei weitere Mädels aus der Gruppe wollten auch an den Strand. Also lösten wir drei ein Bus-Ticket und stiegen ein. Die Busver­bin­dungen in Ecuador waren nur sehr rudimentär ausgebaut und überhaupt gar nicht beschildert oder gar im Internet verfügbar.

Ich dachte, ich würde mit meinen Spanisch-Grund­kennt­nissen mich dann schon durchfragen können. Das klappte allerdings nur so semi-optimal, als wir auf halber Strecke spontan umsteigen sollten. Wir mussten dann nur auf der Ladefläche neben dem Fahrer sitzen, weil alle Plätze bereits belegt waren. Aber wir kamen an!

Meine Erkenntnis: Ich spreche gar kein Spanisch 🤷‍♀️. Zumindest keines, das irgend­jemand in Ecuador versteht 😬

Meine Premiere beim Wellen­reiten

Irgendwie sind wir dann aber doch nach 5 Stunden an unserem Ziel nahe Santa Margharita angekommen. Und ich bin endlich auf mein Surfboard gekommen.

Hier ereilte mich dann leider das gleiche Sprach-Problem: der Surflehrer konnte kein Englisch und ich eben doch kein Spanisch 😁  Aber irgendwie kann man sich ja dann doch immer verstän­digen!


😎 Memories to last a lifetime

Diese drei Wochen Ecuador waren für mich eine unglaublich erleb­nis­dichte Reise.

Ich weiß gar nicht mehr, ob mir das in den jeweiligen Momenten schon so bewusst war. Aber rückbli­ckend ist das einfach unbezahlbar. Auch wenn es einige beschwer­liche und auch unangenehme Situationen gab. Ich liebe dieses Reisen in unbekannte Länder ❤️

BTW: Es war eine organi­sierte Gruppen­reise, zumindest der erste Teil. Nach meiner Erfahrung kann man selbst­or­ga­ni­siert ohne Landes­kennt­nisse niemals so viele gute Touren und Locations erwischen, schon gar nicht in kurzer Zeit. Und wie immer auf solchen Reisen hatte ich ein halbes Doppel­zimmer gebucht und wirklich tolle Leute kennen­ge­lernt.


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